Was soll man schon groß sagen zu einem der faszinierendsten Naturschauspiele der Welt? WOW vielleicht. Ein Kollege hat mir kurz vor unserer Reise eine kleine Anekdote zum Grand Canyon erzählt. Er war von Las Vegas kommend in einem kleinen Flugzeug nach Osten unterwegs. Und als er immer wieder vom Piloten wissen wollte, ob das da unten nun der Grand Canyon sei, antwortete ihm dieser nur: „Wenn Du nicht mehr danach fragst, dann ist er es“. Und tatsächlich: WOW, atemberaubend. Oder ganz banal in Zahlen: 450 km lang, bis zu 30 km breit und 1,8 km tief.
Die klassische und sehr kontrastreiche Anfahrtsroute führt vom Wüsten-Kurort Las Vegas. Vorbei am bekannten Hoover Dam, streckenweise über die ehemalige Route 66 nach Kingman. Kurz nach Williams verlässt man die Interstate 40 gen Norden und fährt auf dem schnurgeraden und schier endlosen Highway 180 bis zum Grand Canyon Village am South Rim.
Wer hier ein Bett in einer der Lodges ergattert hat kann sich glücklich schätzen, der Ort bietet sich als Ausgangspunkt für jegliche Aktivitäten an. Allen anderen sei Williams als gute und günstigere Alternative empfohlen. Das Village mutet fast folkloristisch an und ein Besuch ist schon ob der grandiosen Aussicht zu empfehlen. Wer mehr will, kann sich von hier aus zu Fuß oder per Esel auf den Weg hinab zum Colorado River machen oder auf verschiedenen Trails am Rand entlangwandern. Dabei ist jedoch immer Vorsicht geboten und die allgegenwärtige Regel 1 person, 1 gallon, 1 day (4 Liter Wasser pro Person pro Tag) gilt es stets zu beachten. Mehrmals im Jahr werden verdurstete Touristen aus dem Canyon geflogen, die sowohl Hitze als auch Anstrengung unterschätzt und dafür den höchsten Preis bezahlt haben.
Will man von hier aus weiter in Richtung Osten, sollte man den East Rim Drive nehmen und am Navajo Point und dem Desert View Tower Rast machen. Als weitere sehenswerte Ziel in der für US-Verhältnisse näheren Umgebung seien nur der Antelope Canyon und das berühmte Monument Valley erwähnt.
Im Westen errichtet der Stamm der Walapai seit einiger Zeit ein Tourismuszentrum, das einem in mehrfacher Hinsicht einen nervösen Magen bescheren kann. Die Anfahrt führt über eine holprige, 10 Meilen lange und von den einzigartigen Joshua-Trees gesäumte Schotterpiste und endet auf einem großen Parkplatz. Hier werden satte 40 $ Eintritt pro Person fällig. Mit dem Bus gelangt man nun zu einigen attractions rund um den berüchtigten Skywalk. Dessen Besuch schlägz mit weiteren 30 $ zu Buche. Aus Sicherheitsgründen darf man weder Kameras noch andere schwere Gegenstände mit auf die Glasplattform nehmen. Der Fotograf vor Ort hilft jedoch für ein paar Hände voll Dollars gerne mit Erinnerungsfotos aus.
Allen Widrigkeiten zum Trotz ist der Besuch des Skywalks ein beeindruckendes Erlebnis. Der Canyon liegt einem buchstäblich zu Füßen. Und wenn man an einer der Felswände den winzigen Schatten eines vorbeifliegenden Hubschraubers entdeckt, bekommt man langsam eine leise Ahnung von der Größe und Würde dieses erhabenen Naturwunders. WOW.