Etwas Verrückteres haben wir vorher wohl kaum gemacht! Ok, in Venedig waren wir schon mal. Aber mit einer ehemaligen lybischen Militärmaschine mittags hinfliegen und am gleichen Tag wieder zurück war schon sehr speziell.
Dieses Angebot fand ich bei Wingly, die Mitflugzentrale. Dort inserieren private Piloten, welche Strecke sie wann mit ihren kleinen Flugzeugen fliegen.
Ich war sofort begeistert von der irren Idee, einfach mal auf ein Eis zum Markusplatz zu fliegen, und nahm Kontakt auf mit dem Piloten Markus. Nicht nur der Flug, auch seine außergewöhnliche Maschine haben ihren besonderen Reiz. Die Siai Marchetti F260WL bietet neben dem Piloten nur für zwei weitere Passagiere Platz – einer davon als „Co-Pilot“. Dieses Flugzeug kam auch in „Ein Quantum Trost“ zum Einsatz, wo sie die Maschine von James Bond beschoss.
Um 12 Uhr ging es am überschaubaren Verkehrsflugplatz Augsburg los. Die guten Wetterbedingungen sorgten für fantastische Ausblicke auf unserem Weg über die Alpen. Über Innsbruck, Bozen – gelegentlich die Brennerautobahn im Blick – und Padua gelangten wir mit zum Teil 400 kmh in einer Stunde 20 Minuten nach Venedig. Kurz vorher meldete Markus, er „müsse“ jetzt eine Rolle machen. Und während ich noch ungläubig fragte, was genau er denn nun meint, stand die Maschine schon am Kopf und drehte sich um 360 Grad um die Längsachse. Wir konnten es kaum glauben … ein extrem cooles Manöver!
Über der Lagune von Venedig konnten wir bereits erste Blicke auf die Stadt erhaschen, bevor wir dann am Flughafen Venedig-Lido bequem auf der Graspiste-Landebahn landeten.
Hier trennten sich dann für knapp 5 Stunden unsere Wege. Markus flog weiter Richtung Piemont, wo er an diesem Tag noch an einer Flugshow teilnahm. Und wir nahmen uns für 60 Euro ein Wassertaxi, das uns in ca. 20 Minuten zum Markusplatz brachte. Wir konnten immer noch nicht glauben, was uns dieser tolle Tag bisher schon geboten hatte – heute früh noch in München und nun bei bestem Wetter in Venedig. 🙂
Um dies gebührend zu feiern, steuerten wir zunächst mal zu Harry’s Bar, um einen Bellini zu genießen. Dort wurde der Drink aus frischem Pfirsichmark und Champagner 1948 anlässlich einer großen Ausstellung des venezianischen Renaissance-Malers Giovanni Bellini nämlich erfunden. 1950 erfand der Inhaber von Harry’s Bar, Giuseppe Cipriani, übrigens hier auch das Carpaccio. Und als wir gemütlich Platz nahmen und auf die beiden Erfindungen warteten, verließ gerade John Cleese das Restaurant. Bekannt u.a. als „Q“ in James Bond’s „Stirb an einem anderen Tag“ verlieh dies unserem „Bond-Tag“ nochmals eine extra Note.
Die darauffolgenden drei Stunden schlenderten wir durch Venedig, um in aller Kürze zumindest dessen Klassiker zu bewundern. Vorbei an Markusturm und Dogenpalast, über den Markusplatz zur Seufzerbrücke, durch enge Gässchen an Kanälen vorbei zur Rialtobrücke, wo wir den Canal Grande überquerten.
Bis zu unserem Treffpunkt am Lido-Flughafen um 18:45 Uhr blieb uns noch Zeit für Spaghetti Vongole und das oben erwähnte Eis. Eine Wassertaxifahrt und knapp 1,5 Stunden Rückflug später beendeten wir diesen Traumtag in Augsburg, wo wir noch die Maschine in den Hangar schieben halfen.
Ein sehr cooles und absolut empfehlenswertes Erlebnis der besonderen Art!