Die Tunnel von Cu Chi sind ein Tunnelsystem 70 km nordwestlich von Ho Chi Minh City (Saigon), in dem sich vietnamesische Partisanen im Vietnamkrieg bzw. Amerikanischen Krieg wie er dort heisst, versteckt hielten. Die ersten Tunnels entstanden 1948 im Krieg gegen die Kolonialmacht Frankreich, um Waffen, Vorräte und Menschen zu schützen. In den 60er Jahren erweiterten vietnamesische Guerillas das Tunnelsystem auf eine Gesamtlänge von gut 200 km auf drei Ebenen – unter der Erde entstanden dadurch fast richtige Städte mit Schulen, Lazaretten, Büros, Schlafgelegenheiten usw. Zur Außenwelt konnte man durch Klapptüren, die mit Laub und Gras bewachsen waren, gelangen. Alle Eingänge waren durch einfache, aber wirkungsvolle Fallen gesichert.
In Saigon bieten etliche Reiseveranstalter zu einem günstigen Preis (4 bis 6 Euro) einen Ausflug zum Cu Chi Tunnelsystem an, für das man einen halben Tag einplanen sollte. Bevor man sich zu den Tunneln begibt, bekommt man einen kurzen Einführungsfilm (recht Propaganda lastig) gezeigt, in dem man sieht, wie die Tunnel gebaut wurden und welchem Zweck sie dienten. Ein Guide führt einen dann durch den „Dschungel“, wo Überreste eines amerikanischen Tankers, zahlreiche Bombenkrater und mehrere grausame Menschenfallen gezeigt werden. Auch bekommt man die Möglichkeit, sich Hände über den Kopf in ein „Loch“ zu zwängen, das für ein bis zwei kleine Asiaten ausgelegt war um sich zu verstecken. Belaubter Deckel drauf und auf Wiedersehen.
In Cu Chi sind die meisten Tunnelsysteme verfallen oder verschüttet worden. Für Touristen existiert noch ein etwa 90 m langer Tunnel, der auf 1,20 m Höhe und 80 cm Breite (vorher 80 x 60 cm) für Touristen vergrößert wurde. Diesen kann man je nach Laune nach 30 oder 60 m aber auch wieder kriechend oder im Entenmarsch verlassen. Sehr interessant, aber für große oder klaustrophobisch veranlagte Menschen durchaus eine Herausforderung – die Hitze dort unten nicht zu vergessen.
Recht makaber und für uns völlig indiskutabel und geschmacklos wird die Führung abgeschlossen mit dem Angebot, mit der AK47 oder der MK16 am Waffenstand zu schießen. Dort kann man dann beliebig viele Patronen kaufen, für amerikanische Touristen erwartungsgemäß ein highlight… 🙁
Dennoch sollte man, wenn man in Saigon ist, auf jeden Fall einen Ausflug zum Cu Chi Tunnelsystem machen. Es zeigt auf interessante Weise, wie einfallsreich und geschickt sich vietnamesische Guerillas immer wieder von ihren Gegnern zurückziehen konnten. Aber auch erschütternd, unter welchen Umständen vietnamesische Familien dort jahrelang leben mussten.
Bei youtube gibt es einige Filme zu den Tunnelsystemen bzw. den Führungen.